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Wie Ist Es Wenn Man Tot Ist

Das passiert, wenn ein Mensch stirbt: Palliativärztin spricht über Moment des Todes: "Genauso intensiv wie eine Geburt"

Birgit Haider begleitet als Palliativmedizinerin seit zehn Jahren todkranke Menschen auf der letzten Lebensstrecke, oft auch im Moment des Todes. Im FOCUS-Online-Interview erklärt sie, wie sie eine Situation erlebt, die den meisten Menschen Angst macht.

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Dr. Birgit Haider (55) ist Allgemeinmedizinerin. Vor zehn Jahren hat sie eine Ausbildung zur Palliativmedizinerin absolviert und seither Hunderte schwerstkranker Menschen bis ans Lebensende begleitet, oft auch beim Sterben. Die Mutter von zwei Töchtern lebt in Berlin und betreut Todkranke im Hospiz, im Krankenhaus und in deren Zuhause.

FOCUS Online: Ein amerikanischer Kollege von Ihnen hat in einer Talkshow gesagt, wie er spürt, dass im Moment des Todes noch etwas im Raum schwebt. Er könne aber nicht sagen, ob das die Seele, der Geist oder etwas anderes ist. Würden Sie ihm zustimmen?

Dr. Birgit Haider: Es findet tatsächlich eine Trennung von Körper, Seele und Geist statt. Es ist aber nicht der eine einziger Moment, in dem sich diese Trennung vollzieht. Und ich erlebe diese letzten Augenblicke eines Menschen sehr verschieden. Manchmal fühlt es sich an wie ein Silberfaden in der Luft, manchmal wirkt ein Toter so, als steckten seine Seele, sein Geist, seine Persönlichkeit noch ganz fest in ihm. Eine alte Frau, die nur noch dahindämmerte, erklärte mir in einem wachen Moment: „Zwei Drittel von mir sind schon drüben: meine Seele und mein Geist. Nur mein Körper ist noch hier." Sie starb am nächsten Tag.

FOCUS Online: Ist es nicht beklemmend zu wissen, dass dieser Mensch im nächsten Augenblick nicht mehr existieren wird?

Haider: Es sind Momente voller Traurigkeit, das ja. Aber diese letzten Sekunden oder Minuten sind immer auch eine erhabene Zeit, groß und berührend. Von ihrer Intensität her sind sie nur mit einer Geburt vergleichbar. Es ist ein Geschenk, dabei sein zu dürfen.

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FOCUS Online: Wie zeigt sich dann der Unterschied zwischen Leben und Tod?

Haider: Sobald ein Mensch gestorben ist, verändert sich sein Aussehen. Und fast alle sehen dann entspannt und friedlich aus. Das liegt nicht nur an erschlafften Muskeln. Ich bin überzeugt davon, dass uns die Verstorbenen signalisieren: „Wo ich bin, ist ein friedlicher Ort". Und sie vermitteln den Eindruck: "So schlimm kann das alles ja gar nicht sein." Den Angehörigen gibt das viel Trost.

FOCUS Online: Sterben alte Menschen leichter als junge, die sich vielleicht um ihr Leben betrogen fühlen?

Haider: Es kommt weniger aufs Change an als darauf, wie jemand sich durchs Leben bewegt chapeau. Eine fifteen-Jährige lid einmal auf dem Sterbebett etwas sehr Weises zu mir gesagt: „Mein Leben war vielleicht nicht lang, aber es state of war breit." Es gibt aber auch die 95-Jährigen, die nur schwer loslassen können: „Warum ich? Warum jetzt?"  Am schwersten mit dem Sterben tun sich meiner Erfahrung nach Machertypen, dice immer alles im Griff und unter Kontrolle hatten. Sie hadern, kämpfen und verdrängen bis zuletzt, dass es zu Ende geht. Wer den Tod annimmt, geht leichter aus dem Leben.

FOCUS Online: Menschen sterben frequently in dem Moment, wenn gerade niemand bei Ihnen ist. Warum ist das so, glauben Sie?

Haider: Manche Menschen wollen ganz bewusst allein sterben, das ist gar nicht so selten. Bei anderen hat man den Eindruck, als wollten sie den Angehörigen ersparen, ihren Tod zu erleben. Als wäre es eine letzte Fürsorge für die Hinterbliebenen. Vielleicht ist das eher dann so, wenn der Abschied besonders schwerfällt. Wenn Angehörige sagen können „Du darfst jetzt gehen", muss sich der Sterbende nicht so „davon stehlen".

FOCUS Online: Hat sich Ihre Einstellung zu Sterben und Tod durch Ihre Arbeit in der Palliativmedizin verändert?

Haider: Ich hatte noch nie Berührungsangst mit Sterben und Tod. Früher habe ich ja in der Notfallmedizin und in der Krisenintervention gearbeitet. Ich habe da gemerkt, dass ich eine Gabe dafür habe, Menschen Trost zu spenden. Heute kann ich dafür sorgen, dass Menschen in Ruhe und Würde sterben können. Ich habe keine Angst vor dem Sterben oder dem Tod. Das sage ich zumindest jetzt, denn ich weiß ja nicht, wie sich das anfühlt.

FOCUS Online: Beschäftigt Sie dice Frage „Was kommt danach"?

Haider: Ich glaube jedenfalls nicht, dass wir uns alle im Himmel wiedersehen. Ich denke, dass im Tod das Ich-Bewusstsein ausgelöscht ist, and then wie es vor der Geburt nicht existiert – da schließt sich der Kreis des Lebens.

Eine Sache, dice Hoffnung macht

Palliativmedizin für einen sanften Weg in den Tod

Wenn es für schwerkranke Menschen keine Heilung mehr gibt und ihnen nur noch eine kurze Lebenszeit bleibt, kommt die Palliativmedizin zum Tragen. Sie kann in dieser Phase Beschwerden lindern und die Lebensqualität der Patienten verbessern. Und sie kann ihnen schließlich einen würdevollen Tod ermöglichen. Dabei arbeiten Ärzte, Psychologen und freiwillige Begleiter zusammen.

Die Palliativmedizin ist eine junge Disziplin: Das erste deutsche Lehrbuch erschien vor twenty Jahren, der erste Lehrstuhl wurde 1999 in Bonn gegründet. Seit 2003 können sich deutsche Ärzte in Palliativmedizin fortbilden.

Heute gibt es in über 300 Kliniken in Deutschland Palliativstationen. Hier werden Todkranke betreut, die nicht ambulant gepflegt werden können. Palliativstationen leisten allerdings in erster Linie medizinische Dienste. Sie pflegen Patienten nicht bis zu ihrem Tod. Dice meisten Sterbenskranken werden von den rund 1500 ambulanten Palliativdiensten betreut. Deren Ärzte und Pfleger kommen zu den Patienten nach Hause oder ins Pflegeheim. In der Regel sind dice regional organisierten ambulanten Palliativdienste 24 Stunden pro Tag erreichbar. Sie kümmern sich um die Patienten und beraten deren Angehörige und Hausärzte. And so ermöglichen sie es Schwerstkranken, ihre verbleibende Lebenszeit zu Hause im Kreis ihrer Familie zu verbringen. Und schließlich findet Palliativmedizin in den über 230 deutschen Hospizen statt, den meist kleinen Pflegeeinrichtungen, die individuelle Sterbebegleitung leisten.

Wer für sich selbst oder einen Angehörigen eine Palliativbetreuung sucht, wird auf den Seiten der Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin fündig. Die DGP bietet einen Wegweiser für Hospiz- und Palliativangebote in ganz Deutschland.

Video: Berührendes Gespräch

Source: https://www.focus.de/wissen/mensch/neurowissenschaft/das-passiert-wenn-ein-mensch-stirbt-palliativaerztin-erzaehlt-moment-des-todes-ist-genauso-intensiv-wie-eine-geburt_id_7195931.html

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